Wärme aus der Erde

Es klingt so verlockend – vor allem seit klar ist, dass wir abhängig sind von Putin und seinem Gas.

Energie und Wärme, die aus der Erde kommen – ohne Leitungen für Öl und Gas, ohne Tanks, ohne Schornstein und ohne Abgase. Heizen mit der Kraft, die aus der Tiefe kommt. Die Erde macht's möglich. Geothermie heißt das Zauberwort – es kommt aus dem Griechischen und bedeutet so viel wie Erdwärme.

Gemeint damit ist die im zugänglichen Teil der Erdkruste gespeicherte Wärmeenergie und ihre Nutzung fürs Heizen. In Villingen-Schwenningen plant die Stadt auf dem Gelände der ehemaligen Kaserne Mangin ein sogenanntes kaltes Nahwärmenetz. Dafür wird die Methode der oberflächennahen Geothermie eingesetzt. Dies ist nicht zu verwechseln mit den Tiefenbohrungen von mehr als 3000 Meter, wo dann Wasser im über 140 Grad heißen Gestein erhitzt wird, um damit ein Wärmekraftwerk zu betreiben. Weil diese Technik große Gefahren birgt und auch schon Schäden etwa durch lokale Erdbeben angerichtet hat, muss die Geothermie in Deutschland gegen viele Vorurteile kämpfen.

Doch nach dem technischen Stand ist die im neuen Wohnquartier geplante Anlage keine Zeitbombe und schon von den Dimensionen her nicht zu vergleichen mit Systemen, die die Erdwärme tief unten anzapfen – mit allen Risiken und Nebenwirkungen, wie vor ein paar Jahren die badische Stadt Staufen leidvoll erfahren musste.

Das Ziel ist klar: Das neue Quartier mit 680 Wohnungen für bis zu 1500 Menschen soll später einmal nicht mit Gas oder anderen Brennstoffen geheizt werden, sondern ohne jeden Schadstoffausstoß, so gut wie CO2-neutral mit Erdwärme. Das spätere Kraftwerk besteht im Wesentlichen aus einem Sondenfeld, das im Untergrund des ehemaligen Exerzierplatzes untergebracht wird, und einer Heizzentrale, von der die Wärme in die einzelnen Gebäude weiterverteilt wird. Die Stadt bekommt für das sogenannte kalte Fernwärmenetz auch eine Förderung. 50 Prozent der 407 000 Euro Gesamtkosten für die Untersuchung und Planung werden vom Bund bezahlt.

Die oberflächennahe Geothermie bezieht sich auf die Nutzung der Erdwärme aus bis zu 400 Meter Tiefe und bis zu 25 Grad Celsius. Ab einer Tiefe von etwa 15 Meter unter der Oberfläche weisen die Temperaturen eine nahezu konstante Temperatur über das Jahr hinweg auf und nehmen um rund drei Grad Celsius je 100 Meter zu.

Dass diese regenerative Form der Wärmegewinnung dort verwirklicht werden soll, stand schon lange vor dem russischen Überfall auf die Ukraine fest. Es klingt so verlockend, was da demnächst auf dem sieben Hektar großen ehemaligen Kasernengelände stattfinden soll. Wohlige Wärme im Winter ohne die Energie aus so fernen und oft – auch ohne Russland – problematischen Ländern wie Algerien, Kuwait, Katar, Libyen und Saudi-Arabien. Die Energie mit der Kraft, die aus der Tiefe kommt, ist so nah.