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Gewerbe statt Wohnungen

Die Stadt Villingen-Schwenningen bremst einen Investor auf einem Industrie-Areal aus und verbietet die Umwandlung der ehemaligen Tachometerfabrik IVO zum Wohnquartier.

Der Investor ist darüber bitter enttäuscht, denn er weiß, was fehlt: Wohnungen, Wohnungen und nochmals Wohnungen. Beherzt hat er deshalb zugegriffen und das ehemalige Firmenareal von Baumer-IVO gekauft. 5900 Quadratmeter Grundstück nur wenige Meter entfernt von der Schwenninger Stadtmitte. Ideal für ein großes Wohnprojekt. 90 Wohnungen sollten hier in bester Lage geschaffen werden. Doch der Investor hat seine Pläne ebenso ohne die Stadt gemacht, wie der zweite Bauherr, der auf dem ehemaligen Firmenparkplatz (1100 Quadratmeter) ein Zehnfamilien-Haus bauen will.

Das Stadtplanungsamt ist reingegrätscht und hat den Gemeinderat eine Veränderungssperre über das ganze Gebiet verhängen lassen. Das alte Industrieareal soll Gewerbefläche bleiben, weil es davon viel zu wenig gibt. Der Immobilieninvestor ist geschockt und kann überhaupt nicht verstehen, warum er keine Wohnungen bauen darf. Tagtäglich wird er in seinem Büro mit Anfragen nach Wohnungen überrannt Durch die steigenden Zinsen und die hohen Baupreise könnten sich jetzt immer weniger Leute Neubauten leisten. Die Umwandlung einer leerstehenden Fabrik in Wohnungen sei eine preisgünstige Möglichkeit, um Wohnraum zu schaffen.

Doch bei der Stadt sieht man dies o anders und hält die 100 Jahre alte Fabrik als Gewerbefläche „ohne Weiteres am Markt platzierbar“. Ein Gutachten für den Bedarf an Gewerbeflächen hat gezeigt, dass ein eklatantes Defizit herrscht. Die nächsten 13 Jahre würden 82 Hektar gebraucht; der Bedarf an reinem Nettobauland, also ohne Straßen und anderen Infrastrukturflächen, wird mit mindestens 65 Hektar angegeben. Davon würden durch verfügbare Flächenreserven, Brachflächen und Leerstände, Verlagerungen von Betrieben oder Schließungen bis 2035 nur knapp 49 Hektar zur Verfügung stehen. Unterm Strich fehlen bei dieser Berechnung also 16 Hektar Gewerbeflächen.

Wohl oder übel muss sich der Investor den Wünschen der Stadt beugen. Statt gleich mit der Kernsanierung des alten Industriegebäudes zu beginnen, um dort 90 Wohnungen zu schaffen, sucht der Investor jetzt Mieter für die Büros und Gewerbeflächen. Weil er die Hoffnung auf Wohnungen nicht ganz aufgebenen hat, sollen die Mieter zunächst nur befristete Verträge unterschreiben.